Romulus

Romulus
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Sohn der Rea* Silvia von Mars*, auf Befehl des bösen Amulius* zusammen mit seinem Bruder Remus* ausgesetzt und von einer Wölfin gesäugt. Später fand der Hirt Faustulus* die Kinder; seine Frau Acca* Larentia zog sie auf. Als die jungen Männer durch einen Zufall mit ihrem Großvater Numitor* zusammentrafen, erkannte der seine Enkel, und diese führten ihn auf seinen Thron zurück. Danach wollten sie eine Stadt gründen und gerieten in Streit darüber, wer ihr den Namen geben und wer über sie herrschen solle. Ein Vogelorakel sollte entscheiden, und Remus sah als erster sechs, Romulus etwas später zwölf Geier. Wieder gab es Streit, ob nun die frühere oder die größere Zahl gelten solle, und Remus wurde im Handgemenge getötet. Bekannter ist die Geschichte, daß Remus über die noch niedrige Mauer der neuen Stadt gesprungen und von seinem Bruder mit den Worten erschlagen worden sei: »So soll es jedem ergehen, der sonst über meine Mauer springt.« Romulus nannte die Stadt Rom und richtete ein Asyl für Heimatlose und Verfolgte ein; so wuchs zwar die Bevölkerung schnell, aber die Nachbarn zögerten, ihre Töchter in das vermeintliche Verbrechernest einheiraten zu lassen. Darum griff Romulus zu einer List: Er lud die Sabiner mit Frauen und Kindern zu einem
Fest, auf dessen Höhepunkt seine Leute die waffenlosen Gäste überfielen und ihre Töchter entführten. Deshalb gab es Krieg mit dem Sabinervolk, der aber rasch durch das Eingreifen der geraubten Frauen beendet wurde. Romulus herrschte nun zusammen mit dem Sabinerkönig Titus Tatius über seine Stadt. Er selbst wurde im vierzigsten Jahr seiner Regierung, als er das Heer musterte, unter Donner und Blitz zu den Göttern entrückt, wo er nun Quirinus* heißt (Livius, Ab urbe condita I 4–16).
Später vermutete man ein Grab des Romulus unter dem »Schwarzen Stein« (lapis niger) auf dem Forum; seine einfache Hütte wurde auf dem Palatin gezeigt. Die berühmte Wölfin, die man heute im Konservatorenpalast zu Rom bewundern kann, ist eine etruskische Arbeit aus dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr., die beiden Säuglinge wurden erst in der Renaissance hinzugefügt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der ›Raub der Sabinerinnen‹ besonders gern gemeißelt und gemalt; wir erinnern an die Marmorgruppe von Giambologna (1583, Loggia dei Lanzi, Florenz) sowie an die Gemälde von Peter Paul Rubens (um 1625, London, National Gallery), Pietro da Cortona (um 1650, Rom, Pinacoteca Capitolina), Valerio Castello (um 1650, Florenz, Uffizien), Johann Heinrich Schönfeld (1609–1683; St. Petersburg, Eremitage) und Jacques- Louis David (1799, Paris, Louvre); dieses Werk be-
eindruckt durch sein Pathos und seine Ausmaße: 3,86 Ч 5,20 m! Während ernstgemeinte Dramatisierungen und Vertonungen der Romulussage, darunter auch ›Die Sabinerinnen‹ von Paul Heyse (1858), sich nicht auf der Bühne hielten, erwies sich ein Schwank, ›Der Raub der Sabinerinnen‹, von Franz und Paul von Schönthan (1884) als ungemein zählebig. Allerdings geht es in dem Stück nur mittelbar um Mythisches, nämlich um die literarische Jugendsünde eines etwas schusseligen Gymnasiallehrers, die auf einer Schmierenbühne aufgeführt werden soll. Das an simpler Situationskomik reiche Stück wurde auch mehrfach verfilmt (z.B. 1954 von Kurt Hoffmann) und begegnet uns bisweilen auch in Fernsehprogrammen.

Who's who in der antiken Mythologie. 2013.

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